Der Anblick einer verworrenen Rebenmasse kann für den unerfahrenen, aber auch erfahrenen Gärtner eine Herausforderung darstellen. Zwei Grundsätze sollte man sich dabei immer vor Augen halten: Haben Sie keine Angst vor dem Schneiden und bedenken Sie, dass am Ende etwa 90 % des Vorjahreswachstums entfernt werden müssen. Reben sind sehr widerstandsfähig und verzeihen Fehler. Selbst wenn etwas schiefgeht, haben Sie im nächsten Jahr die Chance, es zu korrigieren.
Junge Reben richtig starten
Beim Kauf einer neuen Rebe werden Sie meist eine kräftige Wurzel mit zahlreichen kahlen Trieben vorfinden. Im Frühjahr, zum Pflanzzeitpunkt, sollten Sie die Triebe auf einen reduzieren und diesen auf drei Knospen zurückschneiden. Sobald die Rebe beginnt, neue grüne Triebe zu entwickeln, wählen Sie den kräftigsten aus und befestigen ihn an einem Stab, um ihm Halt zu geben. Dieser Trieb wird der zukünftige Stamm der Rebe, der ihr gesamtes Leben überdauert. Es ist daher ratsam, ihn so gerade und stabil wie möglich zu halten.
Erster Winterschnitt
Nach dem ersten Jahr sollte die Rebe die Höhe des ersten Spalierdrahtes (etwa 75 cm) erreicht haben. Falls nicht, kürzen Sie sie erneut auf drei Knospen zurück. Diese Maßnahme ist wichtig, um einen starken Stamm zu etablieren. Wenn der Haupttrieb bis zum Draht reicht, kürzen Sie ihn bis zur ersten Knospe oberhalb des Drahtes und befestigen ihn daran. Falls der Trieb bereits länger ist, binden Sie ihn am Draht fest, lassen einige Knospen stehen und biegen den restlichen Trieb herunter.
Rebschnitt bei etablierten Reben
Reben tragen Früchte an den grünen Trieben, die aus einjährigen Ruten hervorgehen. Der Schnitt basiert darauf, in der laufenden Saison Früchte zu erzeugen und gleichzeitig junge Ruten für das nächste Jahr zu erneuern. Ältere Ruten, die bereits Früchte getragen haben, werden keine weiteren Früchte produzieren und müssen entfernt werden. Die gebräuchlichste Methode in gemäßigten Klimazonen ist der “Ruten-Schnitt”. Dabei werden neue Ruten aus dem Kopf der Rebe ausgewählt und am Draht befestigt. Es werden ein oder zwei Ruten auf jeder Seite der Rebe stehen gelassen, während alle anderen entfernt werden. Achten Sie darauf, Ruten zu wählen, die etwa die Dicke eines kleinen Fingers haben und deren Knospen relativ dicht beieinander liegen.
Triebe ausdünnen und trainieren
In Regionen mit nährstoffreichen Böden neigen Reben dazu, zu viele Triebe zu entwickeln. Um die Produktivität der Rebe auszugleichen, müssen unproduktive Triebe entfernt werden. Jeder Trieb benötigt etwa 14 bis 16 gut belichtete Blätter, um einen Traubenansatz erfolgreich reifen zu lassen. Wenn die Triebe zu dicht beieinander stehen, bekommen die Blätter nicht genügend Licht für eine effektive Photosynthese. Beginnen Sie so früh wie möglich im Juni mit dem Ausdünnen der Triebe und entfernen Sie überschüssige.
Lauben
Rebenlauben sind nicht nur dekorativ, sondern liefern auch köstliche Früchte. Damit die Fruchtproduktion konstant bleibt, ist ein regelmäßiger Schnitt notwendig. Ähnlich wie bei Spalierreben wird ein dauerhafter Stamm aufgezogen, an dem jedes Jahr neue Fruchttriebe aus den Seitensprossen ausgewählt werden. Entfernen Sie regelmäßig alte, unfruchtbare Ruten, um Platz für neue Triebe zu schaffen.
Praktische Hinweise
Nehmen Sie sich Zeit, die Rebe vor dem Schneiden zu betrachten und geeignete Ruten auszuwählen.
Entfernen Sie alte und schwache Ruten, um Platz für neue, kräftige Triebe zu schaffen.
Achten Sie darauf, dass mindestens ein Ersatztrieb stehen bleibt, falls beim Biegen oder Binden einer bricht.
Mit diesen Richtlinien sind Sie gut gerüstet, um Ihre Reben erfolgreich zu pflegen und jedes Jahr eine reiche Ernte zu erzielen.