Die Moltebeere (Rubus chamaemorus), auch bekannt als Multbeere, Torfbeere, Cloudberry oder Nordische Beere, ist eine bemerkenswerte Frucht, die zu den Schätzen der Beerenwelt zählt. Mit einem Durchmesser von bis zu 25 Millimetern sind die bernsteinfarbenen Beeren eine wahre Delikatesse und werden oft als “Lapplands Gold” bezeichnet. Ihr hoher Preis von bis zu zehn Euro pro Kilogramm macht sie zur teuersten Beerenart überhaupt. Die Moltebeere ist in den subpolaren Regionen Nordeuropas, Kanadas, Sibiriens und Nordjapans beheimatet, wo sie jenseits des 50. Breitengrades gedeiht. Aufgrund ihrer Herkunft ist sie eine Königin der Kälte, winterhart bis zu Temperaturen von minus 40 Grad Celsius. Selbst strenger Frost kann ihr während der Ruheperiode im Winter nichts anhaben.
In Deutschland findet man die Moltebeere wild nur in einigen Gebieten in Niedersachsen, während es in Österreich und der Schweiz keine natürlichen Vorkommen gibt. Im heimischen Garten ist die Moltebeere eine Rarität, da sie selten in Gartenfachgeschäften erhältlich ist. Die Pflanze bildet unterirdische, kriechende Rhizome, aus denen 25 bis 45 Zentimeter lange stachellose Triebe hervorgehen. Die Blätter sind wechselständig, handförmig und bis zu 20 Zentimeter breit, im Herbst färben sie sich feuerrot. Ungewöhnlich für eine Pflanze der Familie Rosaceae ist, dass Moltebeeren zweihäusig sind, das heißt, männliche und weibliche Blüten befinden sich auf unterschiedlichen Pflanzen.
Aufgrund ihres speziellen Bodenanspruchs bevorzugt die Moltebeere einen sauren, humusreichen und feuchten Standort im lichten, vermoosten Schatten unter Bäumen. Kalkhaltige oder versalzte Böden sind dagegen ungeeignet. Die Pflanze benötigt einige Stunden Sonnenlicht pro Tag, um ihre Beeren gut ausreifen zu lassen. Moltebeeren sind äußerst wind- und wetterfest sowie extrem frosthart, obwohl sie während der Wachstumsphase ein wenig kälteempfindlich sind. Spätfröste im Sommer können die Beerenernte gefährden.
Bei der Pflanzung im Garten ist darauf zu achten, dass ausreichend Abstand zwischen den Pflanzen eingehalten wird, da sich das Rhizomgeflecht schnell ausbreitet. Eine Mulchschicht hilft, den Boden feucht zu halten und Staunässe zu vermeiden. Regelmäßige Bewässerung ist besonders im Sommer wichtig. Die Moltebeere kann auch als Bodendecker in Kombination mit anderen Pflanzen wie Heide, Rhododendron und Farnen gepflanzt werden.
Die Moltebeere ist zweihäusig, daher sind männliche und weibliche Pflanzen für die Fruchtbildung erforderlich. Die Bestäubung erfolgt durch Fluginsekten, während die finnische Sorte ‘Nyby’ Blüten beider Geschlechter auf einer Pflanze trägt und sich somit selbst befruchten kann. Die Ernte der wilden Moltebeeren ist in den nordischen Ländern mühsam, da die Beeren druckempfindlich sind und das Sammeln von Stechmücken erschwert wird. Im heimischen Garten kann die Ernte dagegen über den gesamten Juli und August verteilt werden, da die Beeren nacheinander reifen. Sie werden meist zu Gelee, Likör oder Kompott verarbeitet oder zur Aromatisierung von Getränken und Essig verwendet.
Moltebeeren sind reich an Vitamin C und E, Provitamin A, Antioxidantien und verschiedenen Spurenelementen. Sie haben einen speziellen säuerlich-herben Geschmack, während gezüchtete Sorten wie ‘Nyby’ süßer sind. Aufgrund ihrer Beliebtheit sind verarbeitete Moltebeeren in Finnland Teil der Nationalgerichte. Die Beere wird auch als Heilpflanze geschätzt und wurde traditionell zur Vorbeugung von Skorbut verwendet. Die Blätter finden Anwendung als Tee gegen Gicht und Durchfall sowie bei Verbrennungen und Hauterkrankungen. Moltebeeröle werden sogar in Kosmetika eingesetzt.
Die Vermehrung der Moltebeere im Garten ist einfach, indem im Herbst Rhizomteile ausgestochen und an anderer Stelle eingepflanzt werden. Bei wilden Moltebeeren ist darauf zu achten, sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen zu vermehren, um eine reiche Ernte zu gewährleisten. Die Vermehrung durch Aussaat der Samen ist ebenfalls möglich, erfordert jedoch eine Kälteperiode von mindestens 270 Tagen, bevor die Samen ausgesät werden können.
Die Moltebeere ist eine robuste Pflanze, die kaum anfällig für Krankheiten oder Schädlinge ist. Einzig der Sternrußtau kann ihr gelegentlich zu schaffen machen, dem jedoch mit geeigneten Fungiziden begegnet werden kann. Einige Schmetterlingsarten können die Blätter der Moltebeere fressen, aber normalerweise verursachen sie keinen ernsthaften Schaden und können toleriert werden.
Insgesamt ist die Moltebeere eine faszinierende Pflanze, die nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch in unseren Gärten bewundert und genossen werden kann. Ihre einzigartigen Eigenschaften, ihr unverwechselbarer Geschmack und ihre vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten machen sie zu einer Bereicherung für jeden Garten und Gaumen.