Apfelbaum schneiden: Wann & wie geht man richtig vor? (Teil 2)

Apfelbaum im Winter schneiden

Um den Apfelbaum zu schneiden, ist der wichtigste Zeitpunkt der Winter. Beim Winterschnitt von Dezember bis März hat man dank der fehlenden Belaubung einen guten Überblick, welche Äste weichen sollten. Der Schnitt im Winter dient dem Aufbau, dem Erhalt oder der Erneuerung der Krone.
Mit der Wahl des richtigen Zeitpunktes innerhalb des oben genannten Zeitfensters kann die Reaktion des Apfelbaumes auf den Schnitt beeinflusst werden. Frühe Winterschnitte sorgen für einen starken Neutrieb, späte Winterschnitte für eine schwächere Reaktion.
Wir erläutern unten die verschiedenen Vorgehensweisen, damit Sie beim Apfelbaumschneiden im Winter alles parat haben.

Expertentipp: Winterfrost stellt kein wesentliches Argument gegen den Winterschnitt dar. In der Regel kommt es bei Temperaturen bis – 5 °C nicht zu Frostschäden.

Apfelbaum schneiden: Anleitung

Nun wissen wir, wann und warum der Apfelbaum am besten geschnitten wird. Doch wie geht man beim Schneiden des Baumes vor? Hier gehen wir auf alles Wichtige rund um den Apfelbaumschnitt im Winter ein.

Hinweis: Ein Fehler, den viele Hobbygärtner immer wieder machen, ist folgender – es wird versucht, einen großen Apfelbaum in der Höhe zu kürzen und ihn damit kleiner zu erziehen. Leider ist die Wuchsstärke aber in allererster Linie von der Sorte und der Veredelungsunterlage abhängig. Starkwüchsige Bäume stark zu schneiden, führt zu einer starken Reaktion, also zu noch mehr Triebkraft. Schneiden Sie also counterintuitiv: Starkwüchsige Bäume möglichst wenig, schwachwüchsige mehr.

Fruchtholz erkennen und beurteilen

Der Apfelbaum steht in der Regel seiner Früchte wegen im Garten. Diese entstehen am sogenannten Fruchtholz. Hierbei handelt es sich um Kurztriebe, die seitlich an längeren Trieben sitzen und sowohl Blüten als auch einige Blätter hervorbringen. Fruchtholz blüht und fruchtet mehrere Jahre hintereinander und wird dabei immer wenige Zentimeter länger. Altes Fruchtholz ist verdreht und besonders leicht zu erkennen. Es liefert allerdings nur noch kleine Früchte. Junges Fruchtholz entsteht seitlich an mehrjährigen Trieben und bringt größere, gesündere Früchte hervor. Ziel des Schnittes ist es ebenfalls, für neues, junges Fruchtholz zu sorgen und altes zu entfernen.

Apfelbaum im Winter schneiden: Das Wichtigste in Kürze

1. Auswahl des richtigen Werkzeuges

Falsches Werkzeug beim Schneiden kann dem Baum eher schaden als nützen. In jedem Fall sollte das Schnittwerkzeug scharf sein und es muss eine möglichst gerade Schnittfläche erzielt werden. Dann eignen sich grundsätzlich und je nach Astdicke Gartenschere, Astsäge, Teleskopschere und Teleskopsäge für den schonenden Apfelbaumschnitt. Astscheren werden nicht benötigt, da sie nicht ausreichend genau geführt werden können. Motorisierte Sägen sollten nach Möglichkeit gemieden werden, da sie fransige Schnittflächen hinterlassen, die schlechter vom Baum überwallt werden können. Besorgen Sie sich auch ein scharfes Gartenmesser oder eine Hippe, womit Sie die Kanten großer Schnittflächen vorsichtig glätten.

Grundsätzlich gilt: Besser ist es, mit Handwerkzeug und einer Leiter zu arbeiten, als mit Teleskop-Werkzeug. Denn die Schnitte der langen Werkzeuge werden stets ungenau und erhöhen damit die Gefahr unerwünschter Effekte wie Krankheitsbefall oder den vermehrten Austrieb von Wassertrieben.

2. 3 Schnittregeln für den Apfelbaum-Schnitt

  • Die wichtigste Regel beim Schnitt von Apfelbäumen lautet, dass Äste in der Regel „auf Astring“ abgeschnitten werden. Am Ansatz jedes Astes ist eine schwache Verdickung erkennbar. Direkt über dieser wird ein Zweig entfernt. Wird zu viel Stummel stehen gelassen, entstehen hier im Frühjahr etliche Seitentriebe, die mühevoll wieder entfernt werden müssen. Wird der Ast zu tief abgenommen, kann der Baum die Wunde schlecht überwallen und die Gefahr einer Pilzerkrankung nimmt zu. Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel, die wir unten erwähnen.

Ähnlich wichtig ist, dass die Triebe von Apfelbäumen in der Regel nicht „angeschnitten“ werden. Das bedeutet: Weder junge noch alte Äste darf man einfach irgendwo auf ihrer Länge abschneiden. Stattdessen wird ein Ast entweder vollständig entfernt oder „abgeleitet“. Das bedeutet, dass man einen Zweig immer direkt über dem Austritt eines Seitenastes abschneidet. Auf diese Weise wird – vereinfacht gesagt – die Energie des Baumes in den gewünschten Ast umgeleitet. Wird ein Apfelbaum hingegen „angeschnitten“, so treiben unterhalb der Schnittstelle etliche Seitenknospen unkontrolliert aus – die dann größtenteils wieder mühsam zu entfernen sind. Nehmen Sie also unbedingt Abstand davon, Ihrem Apfelbaum die Spitzen zu schneiden. Von dieser Regel gibt es natürlich ebenso Ausnahmen.

Je höher und senkrechter ein Ast wächst, umso stärker wächst er auch in Zukunft. Besitzt ein Apfelbaum eine oder mehrere gewünschte Spitzen, ist es wichtig, deren Dominanz zu erhalten, um den unkontrollierten Austrieb vieler Seitenknospen zu verhindern und den Baum insgesamt eher zu gemäßigtem Wachstum zu lenken. Achten Sie darauf, dass die Spitzen Ihres Apfelbaumes stets am höchsten Punkt des Geästs sind. Alle Seitenäste sollten niedriger geschnitten werden.

3. Äste, die in jedem Fall weichen sollten

  • Zunächst ist nach toten oder kranken Ästen Ausschau zu halten – diese müssen in jedem Fall weichen. Ausgerissene, hohle oder von Obstbaumkrebs betroffene Zweige werden abgeschnitten.
  • Ins Innere der Baumkrone hinein wachsende Äste kommen ebenfalls größtenteils weg. Sie können vereinzelt Triebe belassen, die gut mit Fruchtholz garniert sind. Starke Äste, die nach innen wachsen, sollten jedoch unbedingt frühzeitig entnommen werden, ehe dadurch zu große Wunden entstehen.

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